Skip to content

Kann sich die Stadt ein „Nein“ zum Pfalzquartier leisten?

Pressemitteilung der CDU-Ratsfraktion vom 23.02.2023

„Können wir es uns leisten?“, fragt sich CDU-Fraktionschef Norbert Schecke, mit Blick auf das beantragte Bürgerbegehren der Grüne Partei 42 und Bürgerliste zur Entwicklung am Pfalzquartier, „wenn wir auf dieses Projekt verzichten?“. 

 „Wir möchten nicht so verstanden werden, dass wir die finanzielle Beteiligung nicht beachten, und ein Bürgerbegehren ist ein legitimes demokratisches Mittel. Aber wir müssen abwägen, welchen Mehrwert die Pfalzquartier-Entwicklung für Goslar darstellt, und hierüber gilt es zu informieren.“ mahnt die CDU-Fraktion an.

Seit über einem Jahrzehnt befasst sich die Goslarer Ratspolitik mit der Entwicklung des Pfalzquartiers – angefangen mit Überlegungen zu einem ECE-Center bis zu den heutigen Plänen einer Veranstaltungshalle, einem Stiftsgarten, einem Hotel und einer Tiefgarage.  Seitdem sind nicht nur Rat, Verwaltung und Investoren bemüht, das Areal positiv und zukunftsorientiert zu entwickeln. Eine Vielzahl an Interessenvertretern bis hin zu Anwohnern ist von Anfang an im Prozess beteiligt und auf diversen Kanälen und Veranstaltungen wurde und wird transparent informiert. 

Und trotzdem fragt sich die CDU: 

„Wie kann es jetzt gelingen, dass sich alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger anhand nur einer Frage in kurzer Zeit die Komplexität dieser seit langem andauernden Entwicklung erfahren und am Ende beurteilen können? 

Ratsmitglieder in nunmehr drei Legislaturperioden haben sich als vom Wähler legitimierte Vertreter in dieses Verfahren eingearbeitet, „und gerade unsere neuen Mitglieder betonen den zeitlichen Aufwand, den sie hatten sich einzulesen, um ihrem eigenen Anspruch als Volksvertreter gerecht zu werden.“ Schecke betont daher, dass die CDU Fraktion einmütig, nach langen und kontroversen Diskussionen das Ja zum Projekt beschlossen habe. Die CDU Goslar wird daher versuchen Möglichkeiten zu nutzen, um so transparent wie möglich zu informieren. Denn eins muss klar werden, um auch falsche Behauptungen aus dem Weg zu räumen. „Es geht eben nicht nur um die finanzielle Beteiligung der Stadt beim Bau einer Veranstaltungshalle. Es geht um die Gesamtentwicklung des Areals, in der alle Komponenten in einen wirtschaftlichen Kontext zu bringen sind. Ohne Halle kein Pfalzquartier.“ macht Schecke wiederholt deutlich. Somit würde der „städtebauliche Schandfleck“ auf lange Sicht weiter bestehen. „Die Organisatoren des Bürgerbegehrens müssen bitte auch klar sagen, dass sich am Pfalzquartier dann nichts entwickeln wird – weder ein Hotel, weder ein neu angelegter Stiftsgarten, noch eine Tiefgarage. Nur zu sagen, die Halle soll nicht kommen, ist zu wenig“, findet Schecke. Die CDU Goslar vermisst in diesem Zusammenhang seitens der Grüne Partei 42 und Bürgerliste auch weiterhin alternative Lösungsansätze, „hier können wir seit dem Abschied der Grünen aus dem Entwicklungsprozess von vor einem Jahr nichts wahrnehmen.“

Ein wichtiger Bestandteil der Betrachtungen ist die wirtschaftliche Komponente. Durch das neue Hotel der Freigeist-Gruppe mit rund 120 Betten wird es ein weiteres attraktives Übernachtungs-angebot in Goslar geben, welches bis dato auch die örtlichen Mitbewerber positiv und als Ergänzung wahrnehmen, „Konkurrenz belebt das Geschäft“. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Übernachtungsgäste einen geschätzten Umsatz von ca. 50 € je Tag und Person während ihres Aufenthalts tätigen, und zwar außerhalb ihres Beherbergungsbetriebs in der Gastronomie und im Einzelhandel. Nicht zu vergessen auch Goslars Kampf um den Verbleib des Verkehrsgerichtstags, bei der die Errichtung eines weiteren Hotelangebots und insbesondere die Veranstaltungshalle ein wesentliches Argument gewesen sind. Zudem hat Prof. Dr. Ansgar Staudinger, Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstag, im Januar bemerkt, dass es in Zukunft sogar zweimal jährlich eine Tagung in Goslar geben könnte. „Und kann es uns nicht sogar mit diesem neuen Angebot gelingen, weitere, ähnliche und wiederkehrende Veranstaltungen in Goslar zu etablieren, bei der es dann weiter eine Vielzahl an Profiteuren geben würde?“ fragt Schecke und ruft zudem in Erinnerung, dass es beim notwendigen Abschied vom Odeon-Theater der klare Wille und Auftrag für die Politik war, einen Ersatz zu schaffen. So war es auch eben dieser Wunsch der Goslarer Bevölkerung nach einer Veranstaltungshalle, bei der die Familie Tessner einlenkte und vom ursprünglichen Vorhaben eines Kaiserring-Museums abrückte.

„Ein wenig mehr Mut und ein klarer Blick auf die Zahlen würden helfen“, meint Finanzausschussvorsitzender Dr. Pascal Bothe. Die Stadt Goslar habe in den letzten zehn Jahren über 140 Millionen Euro investiert, 62.000.000 Millionen Euro davon waren Förderungen. Allein in 2021 und 2022 waren es jeweils rund 18 Millionen. „Dies zeigt, dass die Stadt Goslar die Kraft hat, um große Investitionen zu stemmen. Rathaus und Kulturmarktplatz waren uns auch jeweils fast 15 Millionen Euro wert. Projekte nun aber gegeneinander aufzurechnen und populistisch zu mahnen, dass man sich für das Pfalzquartier oder Schulen, Kindergärten und Feuerwehr entscheiden muss, ist schlichtweg falsch“, so Bothe weiter. Die Stadt Goslar habe für die kommenden Jahre einen Finanzplan der notwendigen Investitionen aufgestellt, den die Politik eng begleitet hat – Aufwendungen für das Pfalzquartier und die Baumaßnahme fielen letztlich erst an, wenn ein Großteil dieser Maßnahmen bereits umgesetzt sind. Falsch sei daher auch zu behaupten, dass bereits jetzt Projekte gestrichen wurden, um das Pfalzquartier zu finanzieren. „Zu sagen, dass ein Kulturzentrum in Jürgenohl nicht gebaut wird, weil die Ratsmehrheit eine Veranstaltungshalle für unsere Stadt will, klingt vielleicht in den Ohren der Hallen-Gegner schlüssig, ist aber nicht die Wahrheit“, so Bothe. Und der fehlende Mut? „Blickt nach Hamburg – die Elbphilharmonie war damals umstritten aufgrund der hohen Baukosten. Der Mut des Hamburger Senats wurde belohnt, heute sind die Hamburger froh über das neue Wahrzeichen“, findet Bothe mit einem Augenzwinkern. Die CDU vertraue hier auch auf die Aussage der Oberbürgermeisterin und des Ersten Stadtrats, dass die Finanzierung gesichert sei und nimmt sie gleichermaßen in die Pflicht.

In der Diskussion um die Verwirklichung des Pfalzquartiers vermisst die CDU zudem das Erkennen der Wertigkeit der entstehenden Grünfläche, die „einen Freiraum und angenehmen Aufenthaltsort für unsere Bürger bewirken soll“, so führte seinerzeit Chefjuror Axel Lohrer beim Freiraumwettbewerb aus. 

Um es deutlich zu machen, auch diesen Mehrwert für unsere Bürger würde es ohne Beteiligung der Stadt beim Bau einer Veranstaltungshalle nicht geben. Ca. 50 % einer heutigen Betonfläche soll inmitten unserer Stadt begrünt werden, „persönlich halte ich die neu entstehende Parkanlage in der Gesamtkonzeption als oftmals zu wenig wertgeschätzt. Ich sehe sie als großartigen Aufenthaltsort für Jung und Alt, zudem sie ja auch als Veranstaltungsfläche genutzt werden könne und in Zeiten von Klimawandel schaffen wir hier eine Oase mitten in der Innenstadt.“ prophezeit Schecke. 

Auch diese Punkte sind aus Sicht der CDU im Rahmen des angestrengten Bürgerbegehrens zu beachten, d.h. welche Auswirkungen eine städtische Beteiligung beim Bau der Veranstaltungshalle hat, da man diesen Bau eben nicht losgelöst betrachten kann und darf.

„Es geht um mehr. In Goslar, in unserem Weltkulturerbe, geht es richtigerweise fast immer darum Werte zu erhalten. Aber ist es nicht auch unsere Aufgabe Werte zu schaffen, wenn uns eine einmalige Chance wie diese geschenkt wird für einen Ort, der seit Jahrzehnten ein Schandfleck ist? fragt Schecke stellvertretend für seine Fraktion.

Freundliche Grüße

Norbert Schecke, Dr. Pascal Bothe

0 0 votes
Artikelbewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
0
Would love your thoughts, please comment.x